Internationale Erich-Fromm-Gesellschaft

Erich Fromm (1900-1980) ist als Psychoanalytiker und Sozialpsychologe ebenso bekannt wie als Autor und bedeutender Humanist des 20. Jahrhunderts. Wie kaum ein anderer in Deutschland geborener Humanwissenschaftler hat Erich Fromm weltweit gewirkt. Seine Schriften und Erkenntnisse werden weltweit gelesen und rezipiert. Die Internationale Erich-Fromm-Gesellschaft dient der Erhaltung, Erforschung, Weiterentwicklung und Vermittlung der wissenschaftlichen Erkenntnisse und Ideen von Erich Fromm.

 

 

 

Jahrestagung 2024: "Miteinander ganz geboren werden… Pädagogik der Biophilie – Grundlagen und Perspektiven"

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Haus am Steinberg_klein
Kategorie
Termine der Internationalen Erich-Fromm-Gesellschaft
Datum
26042024 19:00 - 28042024 13:00
Veranstaltungsort
Bildungshaus Zeppelin & Steinberg, Zeppelinstr. 7, 38640 Goslar - Gustav-Stresemann-Institut, Klosterweg 4
Deutschland
E-Mail
info@fromm-gesellschaft.de

Miteinander ganz geboren werdenPädagogik der Biophilie – Grundlagen und Perspektiven

Jahrestagung der Internationalen Erich-Fromm-Gesellschaft e.V.
von Freitagabend, 26. April bis Sonntagmittag, 28. April 2024

im Bildungshaus Zeppelin & Steinberg, Zeppelinstr. 7, 38640 Goslar

“Die Geburt ist nicht ein augenblickliches Ereignis, sondern ein dauernder Vorgang. Das Ziel des Lebens ist es, ganz geboren zu werden, und seine Tragödie, dass die meisten von uns sterben, bevor sie ganz geboren sind.” (Erich Fromm, GA VI, S. 313: Psychoanalyse und Zen-Buddhismus (1960a))

So ein Ableben im Leben oder „ungelebtes Leben“ finden wir überall dort, wo das Miteinander dergestalt `tot´ ist, also bürokratisiert, am „Haben“, „Zweck“ und an scheinbar alternativlosen Routinen orientiert, dass es keinen Platz gibt für spontane Lebensregungen und direkte (somit auch gefühlte) Begegnungen, die die Eigenkräfte des Menschen und die Bildung eines humanistischen Gewissens anregen. Besonders tragisch ist es, wenn es sich hier um Orte wie das familiäre Umfeld und Erziehungs- und Bildungseinrichtungen handelt, wo Kinder den Großteil ihres Tages verbringen…

Ganz geboren zu werden bedeutet für den Psychoanalytiker und Sozialpsychologen Erich Fromm dagegen eine zunehmend biophile Charakterorientierung zu entwickeln, gemeinsam zu wachsen und die Biophilie, die Liebe zum Leben und allem Lebendigen, wirksam werden zu lassen.

Mit dieser Jahrestagung sollen das Gespräch und die Reflexion über Erziehung und Bildung angestoßen und diejenigen angesprochen werden, denen die kritische Auseinandersetzung im Bereich der pädagogischen Praxis wie auch der Theoriebildung im Hinblick auf die menschliche Emanzipation und die gesellschaftliche Transformation wichtig ist.

Fragen, über die wir uns am Tagungswochenende Gedanken machen und ins Gespräch kommen wollen, sind u. a.: Was sind die menschlichen, die institutionellen, strukturellen und organisatorischen Voraussetzungen, um diesem Ziel `Ganz-Geboren-Zu-Werden´ näherzukommen? Welche verhindern eben dieses?

Welche Bedeutung kommt – im Sinne eines kritischen-realutopischen Ansatzes – der Erziehung, der Bildung, der Pädagogik im Hinblick auf eine `kollektive Vermenschlichung´ zu? Und was können wir selbst in Gemeinschaft heute in der konkreten Erziehungs- und Bildungspraxis tun?

Ausgangspunkt ist hierbei eben nicht eine Praxis, wie wir sie gerne hätten, wie sie eigentlich sein sollte, sondern jene Praxis, die wir in ihrem Geworden-Sein heute in unserem Umfeld vorfinden und aktiv oder passiv, bewusst oder unbewusst immerzu mitgestalten.

Welche Möglichkeiten und Wege finden wir, um jene den Status quo bewahrenden Ideologien und Manipulationen aufzudecken, statt sie fortwährend zu reproduzieren?

Und welche Bedeutung schrieb Fromm – insbesondere beeinflusst von Karl Marx und Ernst Bloch – dabei der über die Negation hinausgehenden realen (weil realisierbaren) Utopie zu?

Grundlegende Annahme ist, dass der Emanzipationsprozess selbst (wieder) zentraler Gegenstand der Pädagogik als Wissenschaft wie auch der pädagogischen Praxis werden muss, so Initiatorin Anke Raidt, anschließend an die Gedanken Erich Fromms, aber auch der Darmstädter Pädagogik und der befreiungspädagogischen Praxis Paulo Freires (sowie diese weiterentwickelnd).

 

Referentinnen und Referenten mit ihren Beiträgen:

Dr. Rainer Funk (Psychoanalytiker, letzter Assistent und Nachlassverwalter Erich Fromms), Dr. Helmut Wehr (xxx) und Prof. em. Otto Lüdemann (xxx) im Gespräch mit Anke Raidt zu „Fromm und einer (kritisch-emanzipatorischen) Pädagogik“.

Dr. Achim Heinze ist Grundschulrektor und Autor. Sein Referat „Kinder zuerst! Warum unsere Kinder bessere Schule brauchen“ setzt sich mit dem gegenwärtigen Stand unserer schulischen Bildung auseinander und warnt vor überzogenen Hoffnungen auf eine Digitalisierung, die alle aktuellen Bildungsprobleme vermeintlich lösen solle – sondern setzt dort an, wo alle Bildung beginnt: bei den Kindern!

Erziehungswissenschaftlerin Prof. (i.R.) Dr. Eva Borst (Mainz) setzt sich kritisch mit der Tatsache auseinander, dass die Biophilie heute kaum in der Erziehung berücksichtigt wird, da schon kleine Kinder für den kapitalistischen Verwertungsprozess hergerichtet und für die von Kälte durchsetzten, nekrophilen Gesellschaftsstrukturen fit gemacht werden. Sie geht dabei der Frage nach, welche Bedingungen notwendig sind, um den Heranwachsenden die Möglichkeit zu verschaffen, der gesellschaftlichen Formierung zu entgehen und ein biophiles Verhältnis zur Welt entwickeln zu können.

Der Beitrag von Erziehungswissenschaftler Prof. (i.R.) Armin Bernhard (Duisburg-Essen) (angefragt) widmet sich der Bedeutung einer Bildung als Bewusstseinsbildung und damit einer notwendigen Reformulierung des Erziehungs- und Bildungsbegriffs (im Sinne einer kritischen Pädagogik). Bernhard verknüpft in seiner wissenschaftlichen Forschungsarbeit – ausgehend von den Grundlagen kritischer Sozialtheorie (Kritische Theorie; Praxisphilosophie) – die Bearbeitung von Bildungs- und Erziehungsfragen grundlegend mit einer gesellschaftsanalytischen und -kritischen Perspektive.

Prof. Ralf Lankau (Hochschule Offenburg) ist Grafiker, Philologe, promovierter Kunstpädagoge und Autor. Seit 2002 lehrte er als Professor für Mediengestaltung und -theorie und setzt sich seit Jahren kritisch mit digitalen Medien in Bildungsprozessen auseinander. Sein Beitrag befasst sich mit den gängigen neoliberalen und technizistischen Konzepten des sogenannten „selbstorganisierten Lernens“, den Lehren aus der Pandemie und dem pädagogischen Auftrag von Schule als Möglichkeitsraum des sozialen Miteinanders und einer mündigkeitsorientierten Erziehung.

Der Lehrer, Erziehungswissenschaftler und Philosoph Dr. Dr. Michael Kubsda (Alice Salomon Berufskolleg / Universität Duisburg-Essen) stellt die Bedeutung der analytischen Sozialpsychologie für eine kritische Pädagogik heraus und greift Fromms Gedanken und Argumentationen zum Frieden auf, um diese für eine Friedenserziehung und Friedensbildung fruchtbar zu machen und in eine kritische Friedenspädagogik umzusetzen.

Dr. Matthias Rießland promovierte im Bereich (kritische) Erziehungswissenschaft und ist lizenzierter Feldenkrais-Pädagoge und -Trainer. Schwerpunktthema seiner wissenschaftlichen Tätigkeit ist aktuell `das Verhältnis von Körper, Bildung und Würde´.

Mit seinem Beitrag „Wenn ich nicht weiß, was ich tue, kann ich nicht tun, was ich will“ geht er auf den Frommschen Begriff des Gewahrwerdens am Beispiel der Feldenkrais-Pädagogik („Bewusstheit durch Bewegung“ und organisches Lernen) ein. Dabei verdeutlicht er die Zusammenhänge zwischen Bewegung, Wahrnehmung, Denken, Fühlen und Handeln in lebenslanger Praxis, wie sie Dr. Moshé Feldenkrais (1904-1984) untersucht hat.

Cand. Prom. Anke Raidt arbeitet als Grundschullehrerin, in der Lehrer*innenausbildung und promoviert theoretisch-praktisch an der Universität Duisburg-Essen. Dabei begründet sie eine biophil angelegte Pädagogik und hat in diesem Rahmen das Modellschulprojekt `WaldSchule der Biophilie´ an einer staatlichen Grundschule im Nordschwarzwald initiiert. Sie gibt Einblicke in die schulische Praxis und beleuchtet mit ihrem Beitrag die Bedeutung einer `Pädagogik des Fragens und Finden-Lassens´, als Ermöglichung eines gemeinsamen Gewahr- und Bewusstwerdens durch die Verbindung von problemformulierender Bildungsarbeit und `leiblichem Lernen´ in einem sog. `Praxisbiophilie-Prozess´.

Im Januar 2024 wird das endgültige Tagungsprogramm mit den entsprechenden Anmeldeinformationen in unserem Mitglieder-Rundbrief rundgeschickt und kann dann auch über die Homepage (www.fromm­gesellschaft.eu) in Erfahrung gebracht werden.

 
 

Alle Daten

  • Von 26042024 19:00 bis 28042024 13:00

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