Rezensionen

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Helmut Wehr: Erich Fromm interkulturell gelesen

Verlag Traugott Bautz, Herzberg 2006, Interkulturelle Bibliothek, Band 108, Nordhausen 2005, ISBN 3-88309-292-4

Die Kunst des Liebens und Haben oder Sein sind Bestseller und Kultbücher, mit denen Erich Fromm (1900-1980) große Popularität gewonnen hat. Fromm entwirft in diesen Werken ein Panorama des Lebens, in dem die produktive zwischenmenschlichen Beziehungen im Vordergrund stehen.

Der radikale Humanist fordert jeden einzelnen heraus, sich zwischen entfremdetem und sozial, d.h. auch interkulturelle erfülltem Leben, zwischen Besitzstreben und Selbstverantwortung in Freiheit zu entscheiden dies schon seit den späten zwanziger Jahren, als Fromm als Psychoanalytiker in Berlin praktizierte und als Dozent am Frankfurter Psychoanalytischen Institut und Mitarbeiter des von Max Horkheimer geleiteten »Instituts für Sozialforschung« lehrte. Fromm zu jenen Intellektuellen, die den faszinierenden Versuch unternahmen, Psychoanalyse und Marxismus zu einer gewaltfreien Gesellschafts- und Individualutopie zu verbinden. Hinzu kommt der Einfluss des messianischen Judentums und des Buddhismus, den hat Fromm nie geleugnet. Hiermit zeigt er, dass er enge kulturelle Grenzen zu überschreiten vermag und den ›produktiven Weltbürger‹ lebte. Unverkennbar ist Fromms Hinwendung zu einer humanistischen Ethik bereits in dem Buch ›Die Furcht vor der Freiheit‹, in dem er den produktiven, liebesfähigen Charakter zu umreißen versucht oder die Hindernisse benannt, die ihm entgegenstehen (Anatomie der menschlichen Destruktivität, 1973). Dies sind die Grundlagen eines gelingenden interkulturellen, vorurteilsfreien Dialogs. Die Auseinandersetzung mit dem vielfältigen Werk Fromms ist heute weitgehend mit Klischees behaftet. Aus diesen ›Schubladen‹ befreit, kann sich die Analytische, humanistische Sozialpsychologie Fromms als ein Reservoir interkulturellen Denkens entfalten. Dies wird deutlich an seiner Biographie und seinem aus seinem Werk verständlichen kulturellen, politischen Handeln, das ihn zeigt als einen jüdisch-deutscher Weltbürger, der sich für den produktiven Dialog in Frieden engagiert. Kritische Gesellschaftstheorie, Ethik und Humanismus in der einen Welt bilden eine Einheit.

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